Mein Weg zur Gonczy-Polski-Bracke - Pionierarbeit - Sauerländer Stöberhunde

Mein Weg zur Gonczy-Polski-Bracke

07
Okt
2013

Pionierarbeit

Ich führe seit ca. 20 Jahren eine Meute zum Einsatz auf nationalen und internationalen Drückjagden. Bereits vor ca. 15 Jahren wurde mir durch einen polnischen Freund die Möglichkeit eröffnet, in einem Saugatter  in Polen mit meinen Hunden zu arbeiten. Neidvoll musste ich damals anerkennen, dass die polnischen Hundeführer mit ihren Hunden uns in dieser Jagd Form an Erfahrung, Technik und Hundeführung um Jahre voraus waren.

Zu jener Zeit führte  ich noch keine Bracken,  da diese Rasse nach meiner damaligen Ansicht im Wesen zu weich und für die Drückjagd wenig geeignet erschien. Das änderte sich radikal, nachdem ich im Saugatter die ersten Gonczy-Polski-Bracken an Sauen arbeiten sah und im harten Einsatz erlebt hatte. Diese Bracken waren völlig anderes, als alles was ich bisher in Deutschland an Bracken gesehen hatte. Junge Bracken, die bereits einen massigen Körperbau hatten und mit erheblichem Schneid an Sauen arbeiteten.  Stattliche Rüden von 32 bis 35 Kg mit ausgeprägter Muskulatur und kräftigen Köpfen, das waren nicht nur arbeitswütige, sondern auch richtig schicke Hunde. Konnte das Zufall sein?

Zuhause in Deutschland wieder angekommen, musste ich diesen Eindruck erst sacken lassen.

Ein Jahr später unternahm ich erneut eine Reise nach Polen.  Auch dieses Mal sammelte ich die gleichen Eindrücke:  Jäger, die mit ihren Hunden arbeiteten und Hunde, die nicht zum Bewachen des Kofferraums da waren, sondern zum Jagen an Sauen. Gesunde Welpen, die bei 15 Grad minus im Stroh draußen in der Hütte lagen, ohne  dass eine zusätzliche Wärmelampe erforderlich gewesen wäre.

Ich beobachtete die Entwicklung dieser Rasse noch ein paar Jahre mit steigendem Interesse. Als dann auch noch die FCI-Anerkennung dieser Rasse erfolgte, gab es kein Halten mehr und ich wollte diese Rasse auch für Deutschland testen. Dazu erwarb ich zunächst zwei dieser Hunde, die ich mit großer Freude und Begeisterung seit nunmehr 8 Jahren mit meiner Meute einsetze.

Aufgrund dieser sehr positiven Erfahrung habe ich dann in den letzten rund 8 Jahren ca. 20 Gonczy Polski nach Deutschland geholt und auch an Freunde und Bekannte vermittelt. Alle Hunde bringen sehr zufriedenstellende Leistungen.

Eine wesentliche Erfahrung gehört jedoch auch in meinen Bericht. Diese Hunde sind Jagdhunde reinster Güte. Ohne ausreichend ansprechende Arbeit werden die Hunde unausgeglichen und sind dann schwer zu Händeln. Bei den vermittelten Hunden musste ich leider einige Male erleben, dass der eine oder andere Führer besser daran getan hätte, sich einen weniger passionierten Hund zugelegt hätte. Aus diesem Grund habe ich im Interesse der Hunde von der Vermittlung weiterer Hunde Abstand genommen.

Auch und gerade diese Jagdhunde sind zum Jagen da. Das ist ihre Passion, das ist ihre Berufung!  Als Sofakissen oder als Kofferraum-Bewacher sind sie völlig ungeeignet.

Vorzüge / Nachteile / Erfahrungen

Die jagdlich geführten Gonczy-Polski-Bracken sind starke, massiv muskulöse Bracken mit sehr guter Wildschärfe. Unsere Hündinnen haben ein Gewicht von ca. 25/26 Kg die Rüden liegen bei 33/36 Kg. Die Hunde sind allerdings bei ca. 50 Drückjagden voll austrainiert und verfügen über ein massives Muskelpacket. Der effektive Einsatzzeitraum meiner Gonczy-Polski-Bracken und der meiner mitjagenden Freunde liegt unter normalen Umständen –  nicht kranke Stücke  - bei ca. 20 Minuten. An kranken Stücken arbeiten sie länger, hart aber nicht kopflos. Wasser, Moor und Schilf ist bei allen meinen Hunden kein Problem.

Die Gonczy-Polski-Bracken sind - wie die meisten Bracken - Fremden gegenüber zurückhaltend und sollten unbedingt  in der Prägungsphase Kontakt zu möglichst vielen Menschen haben. Eine Kombination aus Zwingerhaltung und Haushaltung ist für den Einzelhund optimal, eine reine Zwingerhaltung eines Einzelhundes ist bei dieser Rasse nicht empfehlenswert.  Wird die Gonczy-Polski-Bracke jedoch nicht alleine, sondern mit Artgenossen gehalten, ist eine  Zwingerhaltung kein Problem.

Die Gonczy-Polski-Bracke hat einen lockeren Hals und ist Spur laut.  Was für die Jagd  von  Vorteil ist, kann Zuhause zum Problem werden, dem im Interesse nachbarschaftlichen Friedens gelegentlich etwas entgegen gewirkt werden muss.

Damit gilt: Die Gonczy-Polski-Bracke ist definitiv nicht für die Mietwohnung geeignet und sollte auch nicht als Einzelhund in den Zwinger. Sie braucht intensive jagdliche Beschäftigung.

Der Erwerb eines solchen Arbeitshundes ist in Zeiten des Internet für den interessierten und geeigneten Hundeführer kein Problem mehr. Ich rate jedoch dringend dazu, sich ausführlicher zu informieren und umzusehen. Die polnischen Jäger – oder mittlerweile auch Nichtjäger - bekommen für einen Welpen der nach Frankreich, Italien, Kanada oder Deutschland  geht, einen wesentlich höheren Preis. Daher ist Vorsicht geboten: Erwerben sie nur Hunde aus Jägerhänden! Überzeugen Sie sich, dass die Elterntiere im Jagdeinsatz stehen.

Wer diese Erfahrungen beachtet und die Gonczy-Polski-Bracke ihrer Berufung entsprechend einsetzt, dem wird die Gonczy-Polski-Bracke viel Freude bereiten. Wer jedoch kaum die Möglichkeit hat, mit dem Hund auf Schweiß zu arbeiten und/oder an ausreichend Drückjagden teil zu nehmen, wird dieser passionierten Hunderasse nicht gerecht. Unausgeglichene Kläffer Zuhause werden die Freude an der Hundehaltung schnell und nachhaltig  vermiesen.